Die Ziegelei Beine (unbekannte Zeichnung)






Der Name Beine wurde im Landkreis Fürstentum Lippe Detmold entdeckt: 1467 erscheint im dortigen Landschaftsregister der "Mittelkötter Beine Nr. 15". In der Geschichte der Grundherrschaft im Raum Lage ist zu lesen: "Zu den fünf Halbmeierhöfen in Wellentrup kommen im Laufe des Spätmittelalters weitere, im Jahre 1780 als Groß- und Mittelkötter eingestufte Höfe hinzu: die Höfe Wellige, Voß und Beine durch Abtrennung von Marienfelder Höfen." Der Name Beine taucht in Langenberg in einer bei Familienangehörigen aufgefundenen Schrift über eine Grundstücksverhandlung vom 25. September 1875 auf "Umwegen" auf: "Herr Lappmann, genannt Schürmann, aus Langenberg verpachtet hiermit dem Ziegeleimeister Fritz Kemper, wohnhaft in Meinberg Lippe Detmold, seine Grundstücke in der Gemeinde Langenberg Flur 9 Nr. 62 nach dem vorliegenden Kataster, Auszugsgröße 1 Hektar 67 Meter (zum Betrieb einer Ziegelei)." Simon Heinrich Anton Beine, geboren am 8. November 1832 in Haketahl und wohnhaft in Meinberg, hatte bei Kemper das Ziegler-Handwerk erlernt und war bei ihm beschäftigt. Am 26. Februar 1876 wurde der im September 1875 abgeschlossene Pachtvertrag von Kemper auf den damals 44-jährigen Beine übertragen. Somit sind die Übernahme des Wohnsitzes und der Aufbau einer Ziegelei durch die Familie Beine in Langenberg auf die Zeit zwischen 1876 und 1878 einzugrenzen. Beine hatte am 4. Dezember 1859 Luise Henriette Amalie Tegeler, geboren am 24. März 1835 in Mosebeck, geheiratet. Aus dieser Ehe stammen sieben Kinder: Lina, Anton Simon Wilhelm, August Friedrich Heinrich, Karl, Wilhelmine Caroline Amalie, Friederike und Amalie - letztere 1879 in Langenberg geboren. Gewohnt hat die Großfamilie zuerst in dem 1988 abgebrochenen Fachwerkhaus an der Ecke Ziegeleistraße/Wadersloher Straße, was jedoch später von Johannes und Katharina Vögel bewohnt wurde. Das Ziegelei-Gelände begann an der heutigen Ziegeleistraße und erstreckte sich entlang der heutigen Lärchenstraße in südlicher Richtung. Später errichtete Anton Beine ein neues Wohnhaus an der heutigen Ziegeleistraße 13. Aus weiteren Unterlagen geht hervor, dass Anton Beine immer weitere Grundstücke zur Erweiterung der Ziegelei kaufte oder pachtete. So erwarb er für 6000 Mark von Hermann Kröger aus Bokel dessen Langenberger Grundstück Flur 11 Parzelle 64. Am 26. Juli 1895 übergaben der 63-jährige Anton Beine und Ehefrau Amalie ihren Besitz (Wohnhaus und Ziegelei als ein wohl bestelltes Erbe) an deren beider Söhne, den 32-jährigen August und den 29-jährigen Karl. Beide hatten den Beruf des Zieglers erlernt. Sie führten die Langenberger Ziegelei unter dem Namen "Gebrüder Beine" fort. August geboren am 11. Sept. 1863 in Meinberg heiratete am 12.Febr. 1896 in Wiedenbrück die am 7. Dez. 1869 in Hedderhagen geborene Pauline Karoline Alwine Kruel. Aus dieser Ehe stammen sieben in Langenberg geborene Kinder: Amalie (Marlchen) August, die Zwillinge Paul und Dorothea (Dorchen) Ludwig (bei der Geburt verstorben) Auguste (Jutta) und Friedrich (Fritz). Diese Generation ist noch vielen Langenbergern bekannt, sind doch deren verheiratete Kinder in Langenberg wohnhaft. So die Kinder von Paul und seiner Frau Margarete geb. Woste: Bernhard und Paul Heinz in der Langenberger Schweiz beheimatet. Ebenso die Kinder von Fritz und Frau Margarete geb. Turowski: Helga jetzt Ehefrau von Franz Linnemann, Renate jetzt Frau Ruppel und Werner Beine mit Frau Claudia geb. Schoffer. Carl Beine heiratete in zweiter Ehe die um 17 Jahre jüngere Emilie Bennemann aus Westerwiehe. Aus dieser Ehe stammen fünf Kinder: Elfriede (Frieda) verheiratet mit Ernst Wenzel, Pauline, Wilhelmine (Mimmi) verheiratet mit Herrn Pallas, Else und Carl verheiratet mit Hildegard Gabler. Nachkomme von Tochter Elfriede ist Emmi Staske und von Sohn Carl Beine Sigrid Schütz Bad Waldliesborn sowie Hannelore Seifert.

Vater Anton verstarb am 24. April 1897 und Mutter Amalie am 15. Oktober 1913 in Langenberg. Ein reichhaltiger Bestand an Lehmboden war die Voraussetzung für den Aufbau der Ziegelei, im Gebiet an der heutigen Ziegeleistraße, in südlicher Richtung bis zum heutigen Wäldchen an der Lärchenstraße und in einer Breite vom Hof Erlenkötter bis zur Gärtnerei Herbort. In späteren Jahren erstreckte sich der Lehmabbau in nördlicher Richtung bis zur heutigen Brinkstraße. Die ausgehobenen Lehmgruben wurden wieder mit Mutterboden verfüllt, so dass das gesamte Gebiet nach und nach mit Wohnhäusern bebaut wurde. Der Langenberger Lehmboden hatte zwei Qualitätsmerkmale: Er war zum Teil mit Sand und mit Mergel durchsetzt. Die Steine waren sehr hart, aber nicht in Klinker-Qualität, es waren so genannte Backsteine.Der Aufbau der Ziegelei gestaltete sich mühsam und schwer: Hütten zum Austrocknen und Lagern der Steine waren ebenso erforderlich wie Brennöfen, Formpressen, Schienen und Loren zum Transport des Lehms. In Handarbeit wurde der Lehm mit dem Spaten gestochen und auf Loren geladen. Diese wurden von den Mitarbeitern geschoben – später von Pferden gezogen. Die Formpresse für die Steine glich einer Mühle, mittels einer Schnecke transportierte und presste diese den Lehm durch die Form-Matrize die Höhe und Seitenlänge der Steine bestimmte. Für die Steinbreite sorgte eine Vorrichtung mit feinen Drähten, diese wurde per Hand betätigt. Die fertigen Lehmsteine wurden auf Schubkarren geladen, zu den Hütten gefahren und zum trocknen luftdurchlässig gestapelt. Nach dem Trocknen wurden die ungebrannten Steine mit Schubkarren zum Brennofen gefahren. Bei Beine gab es zwei jeweils 17000 Steine fassende Öfen. Diese hatten die Form eines Gewölbekellers. Nach dem Einlagern der Rohlinge wurde der Eingang zugemauert und der mit Steinkohle befüllte Ofen angeheizt – Während des Brennvorgangs – er dauerte ca. 48 Stunden – wurde durch große Türen an der Front und an der Deckenfläche der Brennkammer ständig Kohle nachgefüllt. Beide Öfen wurden im Wechsel bestückt und beheizt. Nach dem Brennen kühlten die Steine zunächst ab, dann wurde der Eingang geöffnet, die Steine bei immer noch hoher Temperatur herausgefahren und auf dem Ziegeleigelände gelagert. Der leere, aber immer noch warme Ofen bot den Nachbarkindern einen gemütlichen Ort zum Spielen und wurde im Herbst von den Bürgern zum Trocknen von Pflaumen genutzt. Für den Transport der Steine mit Pferd und Wagen zu den Baustellen zeichnete vor allem Paul Beine verantwortlich, während sein Bruder Fritz für die Befeuerung der Öfen zuständig war, beide waren Söhne von August Beine. Paul hatte die Langenberger Möbelfirma Bartels mit Ziegelsteinen zu beliefern – Auf dem Firmengelände mit Pferd und Wagen angekommen wollte der zuständige Mauerpolier die Steine nicht annehmen und forderte Steine von der Wiedenbrücker Ziegelei Eusterbrock. Da sprach Firmenchef Josef Bartels ein Machtwort: „Bei us wet de Steine out Larnbog vameuert – und domet basta!“ Die Langenberger hielten eben fest zusammen.

Auch bei der Langenberger Brauerei Dittmann hatte Paul Steine abzuliefern. Er übergab die Rechnung an Besitzer Georg Dittmann – und dieser übergab ihm sogleich das Geld, ohne auch nur einen Blick auf die Rechnung zu werfen. Wieder zu Hause angekommen, zählte August Beine das übergebene Geld nach und stellte fest: Es waren zwei Reichsmark zu viel. Vater August Beine forderte seinen Sohn auf: „Du bringst die zwei Mark sofort zurück!“ Gesagt getan – doch die Antwort von Dittmann war ebenso klar und unmissverständlich – „Ein Dittmann verrechnet sich nicht!“.

Im Winter – Lehmabbau war wegen der Minusgrade nicht möglich – wurde als Nebenerwerb mit dem Pferdegespann Holz zum Sägewerk gefahren. Da die Familie Beine bereits in früher Zeit ein Auto hatte, betätigte sich Paul auch als „Taxi-Fahrer“. Zur Stromversorgung der Ziegelei hatte man eine Lokomobile installiert und war somit unabhängig.

Familie Beine war die erste evangelische Familie in der Gemeinde Langenberg - ihrer Kirche treu fuhren die Gründerfamilien August und Karl Beine jeden Sonntag mit dem Kutschwagen zum Gottesdienst ins nahe Wiedenbrück. Friederich Sohn von August war der erste Presbyter der evangelischen Kirchengemeinde Langenberg und am Aufbau der Langenberger Friedenskirche im Jahre 1952 maßgeblich beteiligt.

Nach alten Aufzeichnungen von Fritz Beine wurde am 28.Februar 1952 zum letzten Mal der Brennofen der Ziegelei Beine angefeuert – es mangelte an gutem Lehm.